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Was ist Populismus und wie erkenne ich ihn?
Ein erstes Merkmal ist der Bezug auf "das Volk". Populisten sprechen in ihren Reden und Medienbeiträgen "das Volk", "die einfachen Leute" oder – häufig ganz selbstverständlich auf die männliche Version beschränkt – "den kleinen Mann auf der Straße" an. Dabei wird suggeriert, dass "das Volk" eine Einheit sei. Interessengegensätze, die es in modernen Gesellschaften in vielfacher Weise gibt, werden so implizit geleugnet. Dies ist eine identitätsstiftende Strategie der Populisten, die auf diese Weise eine imaginäre Gemeinschaft konstruieren, die ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln soll. Erst durch die Abgrenzung gegenüber Dritten wird ganz deutlich, wer vermeintlich zur Gemeinschaft gehört und wer nicht. Die Stimmungsmache gegen – mitunter gar nicht reale – Feindbilder ist eines der wichtigsten Stilmittel von Populisten. Dabei lassen sich typischerweise zwei Gruppen von Feindbildern unterscheiden: Einerseits politische, ökonomische oder kulturelle Eliten, die in einen vermeintlich feindschaftlichen Gegensatz, zum „einfachen Volk“ gesetzt werden: "Wir" gegen "die da oben". Diese Eliten werden als abgehoben, korrupt, selbstsüchtig und nur am eigenen Machterhalt interessiert dargestellt.
Andererseits greifen Populisten auch immer wieder Minderheitsgruppen an, gleich ob es sich um soziale, kulturelle, religiöse oder sprachliche Minderheiten handelt. Durch die aggressive Abgrenzung gegenüber Minderheiten soll die Zielgruppe der Populisten davon überzeugt werden, dass sie zur imaginierten Gemeinschaft gehört ("wir" gegen "die anderen"). Zugleich werden die Minderheiten als Sündenböcke für alle möglichen sozialen oder anderen Missstände verantwortlich gemacht.
Und was bedeutet das ganz praktisch? Woran erkenne ich das jetzt genauer? Wir träumen von einfachen Lösungen. Die Wunderpille! Der Lottogewinn! Der Fusions-Reaktor! In einer komplexen Welt gibt es häufig nicht DIE eine Lösung. Meist braucht es eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze. Populistische Lösungen sind einfach – und hören sich zunächst gut an. Beispiel: Teurer Strom- „einfach Atomkraftwerke wieder anwerfen“- klingt erstmal logisch, aber ist nicht einfach. Atomkraftwerke zu betreiben ist teuer, der Ausstieg schon lange geplant, es müssten Rohstoffe besorgt und der Atommüll entsorgt werden….nichts daran ist einfach und mal eben hoch- und runter regeln geht bei einem Atomkraftwerk auch nicht. Fakten werden verdreht/ignoriert, eigentlich sind sie ziemlich egal. Wichtiger sind Emotionen, die Menschen dazu bringen, irrational zu handeln. Angst verengt unsere Wahrnehmung und Angst wird geschürt, wenn wir uns von Kontrollverlust bedroht erleben. Populist*innen sprechen gezielt unsere Ängste an. Sie füttern Sorgen und Wut, um sich als Rettung darzustellen. Dabei fällt oft kaum auf, dass ihre Lösungen unsere Sorgen und Ängste gar nicht lindern würden, sondern sie oft noch verstärken. Menschen vereinfachen gerne komplexe Probleme. Komplexe Probleme können uns überfordern und unangenehm sein. Populist*innen reduzieren sie auf zwei Extreme (schwarz-weiß). Dabei übertreiben sie und verdrehen Fakten, um ihr Extrem als die einzige Lösung darzustellen. Populist*innen nutzen die Tatsache, dass im heutigen Informationsdschungel der Wahrheitsgehalt einer Aussage immer schwerer zu erkennen ist. Fakten und mediale Botschaften sind nur noch wenig aufeinander bezogen. Es kostet etwas Mühe, sich selbst umfassender zu informieren aus unterschiedlichen Quellen, aber es lohnt sich. Unsere Einstellung zu Themen verändert sich schon dadurch, dass viel darüber geredet wird. Diesen Gewöhnungseffekt machen sich Populist*innen zunutze. Sie sprechen solange über extreme Ideen, bis diese akzeptabel wirken und öffentlich diskutiert werden. Ein Beispiel dafür ist die Debatte über das Grundrecht auf Asyl, das von der AfD in Frage gestellt wird. Achte darauf, wer ein Thema einbringt und ob es dabei mehr um Fakten oder Emotionen geht. Populist*Innen schüren gerne Misstrauen gegen demokratische Institutionen wie öffentlich-rechtliche Medien, Universitäten oder politische Einrichtungen. Beispiel: “Klimahysterie” : Der menschengemachte Klimawandel wird durch Populist*innen mit Hilfe des “Cherrypickings” als Erfindung der Eliten abgetan. Es werden einzelne Kritikpunkte aus dem sehr komplizierten und langwierigen wissenschaftlichen Prozess heraus gegriffen, die beweisen sollen, dass der Klimawandel nicht existiert. Auf alternativen Kanälen , wie z.B. Telegramm werden Informationen geteilt, die angeblich von der freien Presse nicht aufgegriffen werden. Es wird so dargestellt, als arbeite der ÖRR (Öffentlich rechtlicher Rundfunk) für die „Eliten“ und es wird ignoriert, dass im ÖRR auch oft kontrovers und heftig diskutiert wird. Kritik an Medien ist in Ordnung, aber eine pauschale Kritik als „Lügenpresse“ dient nicht der Meinungsvielfalt und Transparenz. Im Extremfall nutzen Populist*Innen demokratische Prozesse, um an die Macht zu gelangen und schränken dann Pressefreiheit und Gerichte ein – eine sogenannte Scheindemokratie. Auch Viktor Orbán hat in Ungarn solche Strategien genutzt. Populist*innen setzten gezielte Sprache ein, um bestimmte Gruppen zu entmenschlichen. Dadurch soll unser Mitgefühl für diese Menschen herabgesetzt werden, damit wir Ungerechtigkeiten und Gewalt ihnen gegenüber akzeptieren. Klassische Beispiele für Entmenschlichung sind abwertende Tierbegriffe wie “Ungeziefer”, “Zecken” oder “Parasiten” , die gegenüber Migrant*innen, religiösen Gruppen oder sozialen Randgruppen verwendet werden. Solche Begriffe lösen meist Abscheu aus und sollen verhindern, das wir einen mitfühlenden Blick einnehmen können. Populist*innen versuchen immer wieder gezielt zu provozieren und Empörung hervorrufen. Damit bedienen sie sich der Geschäftsmodelle einiger Printmedien und der Algorithmen digitaler Plattformen und erzielen eine hohe Reichweite für Ihre Botschaften. Während in den Printmedien die Aufmerksamkeit über Schlagzeilen manipuliert wird, sind es auf Social Media die Reflexe der User, die sich aus negativen Emotionen ergeben und so wird versucht, Empörungswellen auszulösen. Sei vorsichtig bei sich schnell verbreitenden Inhalten und prüfe, ob sie auf Fakten basieren, bevor du sie weitergibst. Populist*innen können bei sachlichen Diskussionen nicht gewinnen, daher setzen sie auf persönliche Angriffe. Es ist doch viel einfacher, sich eine Person als Ursache eines Problems vorzustellen, als einen komplizierten Sachverhalt verstehen zu wollen. Populist*innen arbeiten mit ständigen Wiederholungen („Wachstum, Wachstum, Wachstum!“)? Sie wollen so erreichen, dass ihre Parolen zur Normalität werden.
Quellenangabe: Bundeszentrale für politische Bildung, Psychologists for Future/Populismus
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